Frankreich befindet sich in einer ernsten Schuldenproblematik. Zwar liegt die Staatsverschuldung Italiens aktuell höher: Italien erreicht rund 138 % des BIP, während Frankreich bei etwa 114 % liegt. Doch besonders alarmierend: Frankreichs Schulden wachsen schneller als die Italiens.
Dynamik der Schuldenentwicklung
- Zwischen Ende 2024 und Q1 2025 stieg die Schuldenquote Frankreichs um +3,6 Prozentpunkte, während sie in Italien nur um +2,9 pp stieg European CommissionReutersTrading Economics.
- Im Gegensatz dazu bewegt sich Italiens Schuldendynamik behutsamer Richtung Stabilisierung – Frankreich fehlt hingegen eine realistische Perspektive zur Budgetkonsolidierung.
Politische Unsicherheit: Die Vertrauensfrage am Montag
Am Montag, 8. September 2025, stellt Premierminister François Bayrou der Nationalversammlung seine Vertrauensfrage – über den Haushalt, der rund 44 Milliarden € Sparmaßnahmen (ca. 1,5 % des BIP) vorsieht. Ein Verlust gilt als wahrscheinlich, da wichtige Parteien wie Sozialisten und Rechtsaußen Rassemblement National dagegen sind.
Fällt die Regierung, droht eine neue politische Instabilität – möglicherweise mit neuem Premier oder gar Parlamentssitzung. Analysten warnen: Das Vertrauen der Finanzmärkte würde leiden.
Ratingrisiko & steigende Zinsen
- Fitch bewertet Frankreich derzeit mit AA- und negativer Aussicht. Am 12. September steht eine Überprüfung an; danach folgen Moody’s und S&P im Oktober/November.
- Ein Downgrade etwa auf A+ könnte institutionelle Verkaufszwänge auslösen – etwa bei Pensionsfonds mit Mindestanforderungen an Anlagequalität.
- Bereits jetzt fielen die Renditen französischer 10-Jahresanleihen auf 3,5 % und mehr, ein Niveau nicht gesehen seit 2011, und der Spread zu sicheren deutschen Bunds beträgt rund 150 Basispunkte.
- Zinsen gelten als Risikomaß: Steigen sie, signalisiert das geringeres Vertrauen und treibt Refinanzierungskosten weiter nach oben.
Ursprung der Krise: Sparpläne scheitern am Widerstand
Die französische Regierung versucht seit Jahren, den Haushalt zu konsolidieren – durch Rentenreformen, Streichung von Feiertagen und Leistungskürzungen. Doch diese Maßnahmen stoßen auf heftigen Widerstand in der Bevölkerung. Das Volk akzeptiert direkte Einschnitte nicht, was wichtige Reformen blockiert. Das führt zu weiter steigenden Defiziten – bei stagnierenden oder sinkenden Wachstumsraten (~0,6 % 2025, 0,9 % 2026).
Europäische Risikodimension
Frankreich ist die zweitgrößte Volkswirtschaft der Eurozone – eine Finanzkrise hier hätte direkte Auswirkungen auf den Euro-Währungsraum.
- Eine mögliche Rating-Herabstufung könnte markante Kapitalabflüsse aus französischen Anleihen auslösen.
- Sobald die Zinskosten steigen, werden Staatensanierung und gesamteuropäische Stabilität gefährdet.
- Frankreichs monopolitische Bedeutung, etwa für EU-Haushaltsregeln und Fiskalpolitik, macht die Entwicklung zu einem Risiko für den gesamten Euro.
Fazit
Frankreichs Schuldenstand ist zwar (noch) geringer als der Italiens – aber: seine Verschuldung wächst schneller und ist politisch kaum kontrollierbar. Die Vertrauensfrage am 8. September könnte der Auslöser sein, der die Märkte erneut verunsichert; Rating-Agenturen stehen bereit, Downgrades folgen bei weiterer Instabilität. Steigende Zinssätze geben das Marktmisstrauen wieder – und erhöhen die Belastung für Staat und Bevölkerung. Das macht Frankreichs Krise zu einem potenziellen Risiko für die ganze Eurozone.

